Erlebnisbericht Dolomiten-Cross "die große Acht": Schlamm und Felsen (Tag 3)

Erlebnisbericht Dolomiten-Cross "die große Acht": Schlamm und Felsen (Tag 3)

Die neuntägige Tour entlang der "großen Acht" durch die Dolomiten zeichnet sich insbesondere durch trailreiche Etappen aus, die je Erfahrung und vorhandener Fahrtechnik des Mountainbikers entsprechend anspruchsvoll sein können.

Wer das Wort "anspruchsvoll" liest, der verbindet es meist mit den Begriffen "steil", "konditionell schwierig" oder gar "gefährlich". Meist jedoch rührt der "anspruchsvolle" Charakter einer Tour auch daher, dass die Bodenbeschaffenheit miserabel ist und womöglich sogar ein "normales" Befahren gar nicht zulässt. Aber auch andere Faktoren wie das Wetter, mögliche Hindernisse, das Höhenprofil der Route, etc. machen es einem nicht immer leicht!

Und während man üblicherweise von einem "harten Tag" spricht wenn die Bike-Tour "anspruchsvoller" war als erwartet, musste Alex - unser MTB Abenteurer und Gastautor aus Gaissach - einem Tag gleich zwei Bezeichnungen verpassen. Seine Erlebnisse während Etappe 3 des Dolomiten-Cross entlang "der großen Acht" sind Teil des neuntägigen Tour-Tagebuchs:

Der Tag ist zweigeteilt. Nennen wir die erste Hälfte bis ca. 16:00 Uhr den "Schlammtag". In der Nacht begann es zu regnen und die Abfahrt über den Bündelweg gestaltete sich als extrem schmierig und rutschig. Am Pordoipass sah ich neben der Straße den "Sellaronda-Trail" und stieg wieder über die Leitplanke, stapfte die Wiese hinunter und querte erneut einen verwachsenen Bach. Anfangs war der Belag aus Schotter bis er in den Wald mündete und zum "Single-Wurzel-Schlammtrail" wurde.

Egal, ich saute mich und mein neues "Litie" so richtig ein aber es war eine Bombenübung, denn auf dem schlammigen (und nebenbei auch schwierigen) Waldtrail lernt man, wie man die Bremse, vor allem die Vorderbremse richtig dosiert. Ich fuhr also munter weiter, versetzte auch schon ein bisschen das Hinterrad, querte einen Bach und zwar auf dem Rad ohne Brücke und kam schließlich in Canazei an, wo ich mich sogleich auf die Suche nach dem Durontal machte. Der Weg dorthin begann mit einem kernigen Anstieg. Kernig?

Es wurde noch kerniger. Gefühlte 45% Steigung zwangen mich zum Schieben. Nach 100 HM wurde der Weg wieder flacher, aber zur Belohnung wurde er dann auch wieder immer steiler. Ich fuhr immer tiefer ins Durontal hinein. Was für eine gottverlassene Gegend. Kleine, schmucke Hütten mit mit Brettern zugenagelten Fenstern und Türen zeugen von der Einsamkeit dieser Gegend. Je weiter ich an das Ende des Tales kam, desto höher türmten sich schroffe, zerklüftete, mit schwarzen Streifen durchsetzte Felswände vor mir auf. Gleichzeitig krochen fette Nebelschwaden langsam an den Felsboliden hinauf. Meine Beine waren schwer, meine Motivation sank auf den Tiefpunkt und ich war mir sicher... dies war das Tor zur Hölle!

Am Ende des Tals ging es wieder steil bergauf, dafür war der Schotterbelag auch der Gestalt, dass sich auf dem losen Geläuf mein Hinterrad immer wieder eingrub und an Fahren größtenteils nicht zu denken war. So schraubte ich mich, teils fahrend teils schiebend zum Duronpass hinauf wo dann ein starker Wind zu wehen begann und auf dem Trail hinüber zur Plattkofelhütte immer stärker wurde.

Aber ein schöner, abwechslungsreicher Trail mit vielen technischen "Schmankerln", bergauf wie bergab. An der Plattkofelhütte angekommen begann das zweite Gesicht dieses Tages. Der "Trailtag". Da ich dieses Jahr erstmals in meinem Leben Alpenvereinsmitglied wurde fragte ich, wo denn in der Nähe eine Alpenvereinshütte wäre, denn die Plattkofelhütte war privat. Die äußerst höfliche, gut aussehende Hüttenwirtin verwies mich auf die Langkofelhütte, die ich in ca. 1,5 Stunden erreichen, und dort eine DAV-Ermäßigung bekommen könnte.

Also machte ich mich auf den Weg und... Traumtrails. Zwar sauschwierig und teilweise unfahrbar aber eine Spiel- und Übungswiese für mich! Meine Fresse, läuft das 29er Vorderrad geil über all die Felsen und Stufen! Ich wollte immer auf solchen Trails fahren und jetzt bin ich angekommen! Ich passiere eine Abzweigung nach St. Christina, beschließe aber das Bike zu schultern und zur Langkofelhütte aufzusteigen... Moment! Nur um dieses dann nächsten Morgen wieder runterzutragen? Für ein Paar Euro DAV-Bonus? Denn ab hier spätestens war an Fahren nicht mehr zu denken. NEIN! Ich schiebe das Bike ca. 150 HM talwärts und komme an einer paradiesischen Traumwiese mit Blick auf den Langkofel heraus.

Nach etlichen Kilometern abwärts auf der Forststraße und teilweise coolen Trails, die man in dieser Gegend zuhauf findet, lande ich in St. Christina an der Tourist Info und die ladinische Engelsschönheit hinterm Schalter besorgt mir ein Zimmer für 35€ und... BADEWANNÄÄÄÄÄÄÄ!!!!! Vorher hilft mir der nette Opa mit seinem Gartenschlauch beim Bike putzen und ich kann auch meine Klamotten waschen... nach dem Abendessen und einem netten Plausch mit der peruanischen Bedienung in der Pizzeria war die Welt nicht nur wieder in Ordnung... nein, ich war restlos glücklich.

Alexander Stiegler, Gaissach
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