Erlebnisbericht Transalp: Arosa - Savognin (Tag 4)
- 08. September 2016
- Transalp
Dass man bei Outdoor-Aktivitäten immer mal das Pech haben kann schlechtes Wetter zu erwischen oder sich von einer Kaltfront überraschen zu lassen, das sollte allseits bekannt sein. Sich während einer Alpenüberquerung mit dem Mountainbike plötzlich im Schneefall wieder zu finden, das ist - abhängig von der Route und den Höhenlagen auf denen man sich befindet - auch nicht zwingend ein Jahrhundertereignis. Dennoch wünscht sich das vermutlich niemand!
Während seiner vierten Etappe, die Alex von Arosa bis nach Savognin führt, soll es aber wohl so sein. Temperatursturz vom Feinsten, Schneefall und eisig kalte Finger während der Talfahrt. Wie es ihm ergangen ist und welche Herausforderungen er noch meistern musste, hat Alex in einem weiteren Kapitel seines Tour-Tagebuchs niedergeschrieben. Wir wünschen viel Spaß bei: "Winter!"
Die ganze Nacht über hatte es gegossen wie aus Kübeln! Ich stellte mich auf einen harten Tag ein, an dem es wahrscheinlich auch keine grandiosen Aussichten zu bewundern geben würde. Sofort nach dem Frühstück schwang ich mich aufs Rad, denn ich wollte möglichst schnell zu meinem nächsten Ziel, Savognin, gelangen. Der Regen hatte zwar am Morgen etwas nachgelassen, aber es fielen immer noch Tropfen. Aber... ich hatte ja noch meine Seilbahnkarte von der Jugendherberge.
Sofort machte ich mich auf die Suche nach dem "Hörnli-Express", der Seilbahn die mich auf trockene Weise zum Gipfel bringen sollte. Ich musste noch 7€ Aufschlag für mein Bike bezahlen und sogleich befand ich mich in einer wackeligen kleinen Gondel, die bei jeder Mastüberfahrt seltsam nach allen Richtungen zu schlingern begann und außerdem leichte Schlagseite nach rechts hatte. Ich beobachtete mein Rad, welches außen an der Gondel am Vorderrad hing und dachte nur "Hoffentlich geht der Schnellspanner nicht auf!"
Doch oben auf 2300m als ich aus der Gondel ausstieg, froh die wackelige Fahrt hinter mich gebracht zu haben, offenbarte sich ein ganz anderes Problem: Es schneite! Ich überprüfte kurz die Lage und erkundigte mich nach dem Weg auf die andere Hochtalseite, zum "Urdenfürggli". Da mir der Hüttenwirt diesen als sehr unwegsam mit viel "rauf und runter" beschrieb und man wegen des Nebels keine zehn Meter weit sehen konnte, beschloss ich, auch die zweite Seilbahn, die "Urdenbahn" zu nehmen. Bezahlen brauchte ich nichts mehr, da das Personenticket und auch das Bike-Ticket ebenso für diese Bahn gültig waren.
Anfangs war mir schon ein wenig mulmig, denn diese Seilbahn führte quer über das Tal und da ich unter Höhenangst leide habe ich bei Seilbahnfahrten in luftiger Höhe generell ein ungutes Gefühl. Aber die nette Gondel-Pilotin redete mir Mut zu und brachte mich sicher und wohlbehalten auf die andere Talseite. Die Fahrt kam mir übrigens vor wie mit der S-Bahn... nichts schaukelte und ich war auch der einzige Fahrgast in dieser riesigen Gondel, die normalerweise ca. 100 Leuten Platz bietet. Ein weiteres gravierendes Problem drängte sich dann bei der Abfahrt nach Lenzerheide auf... Ich hatte keine vernünftigen Winterhandschuhe dabei! Nur fingerlose Bike-Handschuhe. Ich hatte sie aus Gewichtsgründen zuhause gelassen weil ich dachte, Anfang August würden die Temperaturen niemals gegen den Gefrierpunkt gehen. Falsch gedacht! Ich machte mich bei aktuell +1°C an die Abfahrt und stoppte alle 5 Minuten, um meine Finger unterm Trikot zu wärmen.
Zweihundert Höhenmeter tiefer ging der Schnee in Regen über und ich wärmte mich in einer Hütte auf, besser gesagt in einem stylischen Bergrestaurant denn hier oben bereits, an der Seilbahnstation von Lenzerheide hoch, begannen die Bike-Park-Trails und ich sah auch schon die ersten "Fullface-Freaks".
Unten in Lenzerheide angekommen, besorgte ich mir Verpflegung im Supermarkt und setzte meinen Trip über einen romantischen Waldweg, der durch einsame Dörfer und verlassene Felder führte, in Richtung Tiefencastel fort. Nach ein paar Kilometern auf der Straße folgte ich dem Wegweiser und fand mich auf einem kleinen Trail wieder, der unten in Tiefencastel einmündete. Dort am Bahnhof machte ich Brotzeit und fuhr dann weitere ca. 400hm auf der Straße hinauf in das einsame Bergdorf Mon und wenige Kilometer später sah ich auch schon die ersten Häuser von Savognin, meinem Ziel für heute. Es regnete zwar nicht mehr, doch es war noch sehr frisch und ich fand schnell ein Zimmer im Hotel "Tgesa Romania" für 60€ ÜF (Übernachtung mit Frühstück).
An diesem Freitag war gerade Markt in der Stadt und ich flanierte noch ein bisschen die Hauptstraße entlang, aß die besten Pommes meines Lebens, hörte einem Alphornduett zu und machte, was mich besonders freute, Bekanntschaft mit dem Ochsen "Elvis", den ein Almbauer durch die Straße führte und der sich bei Kindern und Erwachsenen großer Beliebtheit erfreute. Um ca. 21 Uhr zog ich mich in mein Kämmerlein zurück. Ich war glücklich und zufrieden, denn ich fühlte in mir eine tiefe Verbundenheit zu den Menschen hier... und zum Ochsen "Elvis".
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